top of page
Alliierte Lizensierung der Gemeinde anno 1947
Jubiläum anno 1961, Cover der Anzeige
50 Jahre LITERARISCHE, Festschrift des Vereines
Liste der Gründer als Wiederholung zur Vorseite
90 Jahre LITERARISCHE

JUBLÄEN

JUBILÄUM 1946

Original Zeitungsausschnitt des Jubiläums-Überschrift
Original Zeitungsausschnitt des Jubiläums-Summary

Nichts aber sollte uns hindern, hier mit einigen schriftlichen Worten und Rückblicken die Erinnerung an diese 25 Jahre gemeinsamen Wirkens und Erlebens, die dans doch so mancherlei gegeben haben, festzuhalten. Hiermit hoffen wir nicht nur unseren zahlreichen Mitgliedern und anderen Freunden eine bescheidene Freude zu bereiten, sondern auch zum Nutzen weiterer Kreise ersichtlich zu machen, wie eine solche von Laien gegründete und geleitete Vereinigung zur Bereicherung des geistigen und geselligen Lebens beitragen kann, und wie solches sich besonders fruchtbar und erfreulich in den Zeiten allseitiger Not und Sorge auszuwirken vermag.

Am 12. Oktober 1921 fanden sich in Krailling und Planegg auf Einladung des Geheimrates Dr. Adolf Stamm, eines Schulmeisters im schönsten Sinne des Wortes, etwa 20 Männer und Frauen aus Planegg, Krailling und Gräfelfing zusammen, um eine geistige und gesellige Vereinigung ins Leben zu rufen. Diese Literarische Gesellschaft möge, so hieß es in den Eingangsworten Dr. Stamms, den schlimmen Nöten der Zeit eine segensreiche Zufluchtsstäte werden, wo wir die Sorgen, die uns alle bedrücken, zeitweise vergessen dürfen, und uns durch liebevolle und ernsthafte Beschäftigung mit unvergänglichen Werten und durch gegenseitige Aussprache aufrichten und versichern wollen, die beglückende Heiterkeit des Gemüts zu finden, die gleich weit entfernt ist von verzweifelndem Pessimismus und wie von oberflächlichen Optimismus. Dieser regelmäßige Austausch solle durch einen alle zwei Wochen stattfindenden Vortragsabend erfolgen, während män sich in der Zwischenzeit zu rein geselligem Beisammensein treffen wolle. Die Vorträge sollten zunächst ausschließlich von Mitgliedern bestritten werden.

 

Diese mit Freuden begrüßte Gründung fand alsbald zahlreiche Mitglieder auch in der weiteren Umgebung des Würmtals und konnte in ihrem ersten Jahresbericht bereits einen Mitgliedsbestand von fast 60 Personen aufweisen. Auch waren die Vortragsveranstaltungen durch Abend und gemeinsamen Ausflug erweitert worden.

Inzwischen aber wuchsen die durch die Notzeit bedingten Schwierigkeiten — Mangel an Heizmitteln, Verkehrsstockungen und eine rapide Geldentwertung — derart bedrohlich an, daß die Abhaltung weiterer Zusammenkünfte bald undurchführbar erscheinen wollte. Schließlich aber half man sich doch dadurch, daß jeder Besucher seine eigenen Kohlen oder Briketts zur gemeinsamen Erwärmung der Gaststätte, des Cafe Hacker in Krailling, mitbringen musste, und daß der anfänglich mit 5 Mark festgesetzte Jahresbeitrag auf — 100.000 Mark erhöht wurde mit dem Vorbehalt weiterer ‚Zubußen‘, falls die fürchterliche Inflation noch rasantere Fortschritte machen sollte. So geschah es denn auch, aber die schlimmste Notzeit war damit überbrückt, Wie sehr diese auf allem Leben und Geschehen lastete, lassen auch so manche der Themen jener Jahre erahnen, wie etwa: Armes Deutschland!; Essen, Trinken, Stoffwechsel sowie Das Holzhaus und weitere.

Original Zeitungsausschnitt des Jubiläums, die Schwierigkeiten nach dem zweiten Weltkrieg

keine geeigneten Redner und Vortragsstoffe mehr finden ließen, wodurch der Besuch der Abende ständig zu-rückging. Zwar wurde der Antrag auf Auflösung der Gesellschaft abgelehnt und Herr Dr. Stamm zum Ehren-vorsitzenden ernannt, jedoch bildete sich zugleich ein neuer Vorstand unter Leitung des Herrn Hauptmann außer Dienst Vincenz Mandl mit Herrn Architekt Putlig, Gräfelfing, als zweiten Vorsitzenden.

In den folgenden Jahren nimmt die LG. unter der neuen Führung einen kräftigen Wiederaufstieg, der sich ebenso im Zugang von neuen Mitgliedern: wie auch in der Art der Vorträge ausdrückt, für die jegt mehr und mehr Redner von auswärts gewonnen werden. Noch größer wird der Migliederbestand und die Zahl der Veranstaltungen, zumal gesellschaftlicher Natur, unter der äußerst regen und verdienstvollen Leitung des Herrn Generalmajor a. D. K. Schupbaum und des stellvertretenden Vorsitzenden, Marineoberbaurat außer Dienst H. Hartmann. Hierbei seien auch die ausführlichen und zum Teil vorzüglichen Vortragsberichte im Protokollbuch erwähnt. die von den jeweilige Schriftführer verfaßt wurden, so besonders von Frau Casella, Fräulein Unger und den Herren Städler, Hartmann und Schupbaum.

Im legten Jahrzehnt, 1934—1945, leitete Herr Thomas Engelmann, Gräfelfing, die L.G. vortrefflich, unterstüzt durch die übrigen Vorstandsmitglieder: Stadtoberbibliothekar Dr. E. Mehl, Hauptkonservator Dr. Thomas Muchall Viebrook als Schriftführer und — nicht zuletzt — durch die langjährige Kassenleiterin Fräulein Gertrud Skoniecki. Diese zehn Jahre LG-Arbeit standen, wie ja fast alles Leben und Wirken jener Zeit, im Zeichen des tief einschneidenden Weltgeschehens: dem großen Kriege und zugleich der unseligen Hitler-Diktatur. Hierdurch erwuchsen auch unserer LG. ständig sich mehrende Schwierigkeiten innerer und äußerer Art, die so manches Mal fast unüberbrückbar erschienen. Wenn es wider Erwarten dennoch gelang, ihrer Herr zu werden, so ist dem guten Geiste zu verdanken, der unsere Gemeinschaft beseelte. So wurde es möglich, trotz vieler Bedrohungen politischer und materieller Art von der einen und feindlicher Störungen durch Bombenangriffe von der anderen Seite, unsere Veranstaltungen fortzuführen, ohne daß wesentliche Zugeständnisse an das nationalsozialistische Regime oder allzugroße Einschränkungen kriegsbedingier Art gemacht werden mußten.

Das Bedürfnis nach solch geistig und geselligen Darbietungen erwies sich als so stark, daß die Zahl der Mitglieder und Besucher ständig zunahm - bis über 180 Mitglieder — und der Kreis der Veranstaltungen immer weiter gezogen und mehr auf das vorwiegend Literarischer gerichtet werden konnte. So wurden auch zwei L.G. Lese-kreise gebildet (unter Leitung von Dr. W. Jülicher), Führungen durch Museen und Ausstellungen veran-staltet, Film- und Bunte Abende, Jahresendfeier mit Verlosung von Büchern u. a. abgehalten, die uns viele neue Mitglieder und Freunde zuführten. Zugleich verlagerte sich der Schwerpunkt der Gesellschaft so stark nach Gräfelfing/Lochham, daß seit 1938 dort die regelmäßigen Veranstaltungen stattfanden, zulezt in der so beliebten Gaststätte Waldheim.

 

Alleiniges Ehrenmitglied der Literarischen Gesellschaft ist zur Zeit Herr Prof. Dr. Walter Goes, Gräfelfing, dem nicht nur eine große Reihe hervorragender Vorträge, sondern auch zahlreiche wertvolle Hilfen und Anregun-gen zu verdanken sind.

Original Zeitungsausschnitt des Jubiläums-Abschluß mit Appelation

Bildnachweis:
'Das Bild hat Wikimedia Commons freundlicherweise von der Konrad-Adenauer-Stiftung im Rahmen eines Kooperationsprojektes erhalten.
Lizenzart: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany
Lizenzhinweis: Das Bild wurde bearbeitet und darf unter den gleichen Bedingungen der Wikipedia-Lizenz verbreitet werden.

Link zur Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:KAS-Bad_Bramstedt-Bild-14126-1.jpg

Einladung zur Kundgebung 1946, Konrad Adenauer Stiftung

JUBILÄUM 1951

Zum 30 jährigen Bestehen der Literarischen Gesellschaft Gräfelfing im Jahre 1951

Titelbild der Festschrift 1951
Eingangstext der Festschift 1951, Gräfelfing
Text (Einleitung) der Festschrift 1951 mit den erstenn Spuren der Literarischen

DIE
GRÄFFELFINGER LITERARSCHE
GESELLSCHAFT
1921 - 1951


Wer vor 60 Jahren eine Wanderung von Pasing im Würmtal aufwärts nach Starnberg unternommen hätte, wäre den fröhlich strömenden Fluß entlang durch sehr kleine Bauerndörfer gekommen, von denen jedes einzelne die Würm ein kurzes Stück begleitete — sonst aber kam der Wanderer durch grüne Wiesen, Kornfelder und Wald und er freute sich, der Stadt für eine Weile entronnen zu sein. Keines dieser Dörfer zählte mehr als ein halbes oder ganzes Dutzend Bauernhäuser und nur die Bahn nach Starnberg, die auf dem westlichen hohen Ufer des Tales fuhr, erinnerte mit ihren wenigen Zügen an den Lärm der Welt, Als sich in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Villenkolonien in Pasing entwickelten, als der Männerturnverein München etwa zur gleichen Zeit in Lochham einen Spielplatz mit einer Einkehr für Ermüdete und Durstige anlegte, drangen die Münchner im Würmtal vor. In Gauting entstand westlich der Bahn eine Siedlung mit leichten Sommerhäusern, bald aber auch von dauerhafteren Häusern, da Vorortzüge den Verkehr mit München erleichterten. So ging es auch mit Planegg und Krailling, zuletzt auch mit Gräfelfing und Lochham, wo die Häuser in das Waldgelände westlich der Bahn hineingebaut wurden, während die Bauernhöfe unten an der Würm noch von der alten Gestaltung des Tales Zeugnis ablegten. Aber es dauerte nicht lange, bis die Waldkolonie sich hinunter entwickelte und den alten bäuerlichen Charakter schließlich zerstörte.

Da die Pasinger Landhauskolonien mehr und mehr mit der Stadt und ihrem Leben verwuchsen, schieden sie aus der Würmtal-Entwicklung aus; Gauting erwarb sich im raschen Wachstum durch den Zuzug an Einheimischen und Nichtbayern eine Vorzugsstellung, denn hier begann über die Schönheit der Wälder hinaus schon etwas von der hügelreichen Landschaft der Vorgebirgsgegend. Planegg, durch sein Schloß in besonderer Weise gekennzeichnet und hervorgehoben, folgte nach, bis schließlich Gräfelfing den beiden anderen den Rang ablief. Es übte nach dem ersten Weltkrieg eine Anziehungskraft aus, die den anderen ver-loren ging, und es entwickelte sich mit Rentnern aus allen Teilen Deutschlands, mit Münchner Beamten und Kaufleu-ten, mit Künstlern und Schriftstellern zur begehrtesten und schließlich zur größten Kolonie des Würmtales.

Eine geistige Entfaltung schloß sich an. Zu der einst rein katholischen kleinen Gemeinde kam durch steigende Zahl Zuwanderer eine protestantische Gemeinde, und die Rentner, die oft hohe Beamte waren, begannen Anforde-rungen nach geistigen Genüssen zu stellen, um dann nicht nur auf München und etwas unbequeme abendliche Fahrten angewiesen zu sein. Doch war dieses Bedürfnis zuerst keineswegs nur gräfelfingisch — die ersten Anregungen zu einer literarischen Vereinigung gingen gleichmäßig von Gauting, Planegg-Krailling und Gräfelfing aus. Vor allem entstand nach dem ersten Weltkrieg das Bedürfnis nach einer geistigen Vertiefung und einer Ablenkung von den Nöten der Zeit. Die erste Anhängerschaft der „Literarischen Gesellschaft“ kam aus den gesamten vier Orten, zu denen sich dann auch Stockdorf und Lochham gesellten. Planegg schien der gegebene Mittelpunkt dieser Bildungsgemein-schaft zu sein, und so kam man auch jahrelang auf Planeg-ger Boden zusammen. Die Gautinger Mitglieder, anfangs nicht gering an....

Text, Pasinger Landhauskolonien und ihre Bewohner
Test, Weisses Rössl und die Treffen der ersten Mitglieder

... Weggehens Herrn v. Glencks aus Gräfelfing hörten diese
musikalischen Darbietungen auf, und die Zeit um 1945 brachte sowieso eine Beschränkung der Tätigkeit der "Liter-arischen Gesellschaft“. Die Mitgliederzahl. nahm ab und ebenso der Besuch der von so vielen Nöten geplagten Mitglieder — eine Weile genügte der kleine Raum des Cafe Walz in Gräfelfing für die Vorträge. 
 

Aber bald zeigte sich von neuem der lebhafte Drang nach vermehrter Anregung; es kam in den‘ letzten Jahren zu ei-nem unerwartet großen Aufschwung: der Saal des „Weißen Rößl“ mußte wieder bezogen werden und er faßte oft die große Zahl der Mitglieder und Gäste kaum. Eine Lei-tung von ganz besonderer Rührigkeit wusste immer neue Anregungen zu bieten, veranstaltete für kleinere Kreise Konzerte in Privathäusern, erleichterte die Verkehrs- Möglichkeiten zu den Münchner Theateraufführungen und gründete 1949 den Musikkreis mit dem Kammerorchester und dem Chor unter Leitung von Rudolf Lamy, Philharmoni-schen Chor München. Der Musikkreis veranstaltete Konzerte mit Elly Ney und Rosl Schmidt. Der Schauspiel-kreis, Anfang 1950 gegründet, trat mit einem Gastspiel der Münchener Kammerspiele („Hinter geschlossenen Türen“) und mit der sehr gelungenen Aufführung der „Troerinnen“ von Euripides unter der Leitung von Frau Lore Bronner, München, an die Öffentlichkeit. Es ist keine Übertreibung, wenn man feststellt, daß die „Literarische Gesellschaft“ ihren Mitgliedern Ersatz für den Besuch Münchner Veran-staltungen gewährt und daß sich in Gräfelfing ein wertvoller Mittelpunkt für kulturelle Bestrebungen gebildet hat. Möge, was sich in 30 Jahren so erfolgreich gestaltet hat, auch in Zukünft sich aufwärts entwickeln!     
Dr. Walter Goetz.

Organisation der LitG, Fortsetzung damals in mehrere kulturelle Abteilungen
Organisation der LitG 1951, zweite Seite

JUBILÄUM 1996

Die LGG begeht in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag - ein beachtliches Alter für eine Gesellschaft, die kultureller Werte pflegt und allein auf privater Initiative beruht.

1921, nach dem ersten Weltkrieg gegründet, hielt sich die LG durch die Jahre der Inflation, der Hitlerdiktatur, sie überlebte den zweiten Weltkrieg und die darauffolgenden Nachkriegsjahre.

Es war nach dem ersten Weltkrieg, daß die Bürger der aufstrebenden Gemeinden Planegg, Krailling und Gräfelfing es als nachteilig empfanden, stets in die Stadt fahren zu müssen, wenn sie am kulturellen Geschehen teilnehmen wollten. Da kam einer von ihnen, Geheimrat Dr. Adolf Stamm, auf die Idee, eine Gesellschaft zu gründen. um mit ihrer Hilfe an Ort und Stelle Kultur zu bieten. Er fasste die musisch interessierten in einer geistig-geselligen Vereinigung mit Sitz im damals führenden Krailling zusammen unter dem Namen Literarische Gesellschaft Planegg-Krailling-GräfelfingDer Gründer gab der Vereinigung einen für die damalige Zeit verständlichen Gedanken mit auf den Weg:

„Die Literarische Gesellschaft möge in den schlimmen Nöten der Zeit eine segensreiche Zufluchtsstätte werden, wo wir die Sorgen, die uns alle bedrücken, zeitweise vergessen dürfen, und uns durch liebevolle und ernsthafte Beschäftigung mit unvergänglichen Werten und durch gegenseitige Aussprache aufrichten und versuchen wollen, die beglückende Heiterkeit des Gemüts zu finden, die gleich weit entfernt ist von verzweifelndem Pessimismus wie oberflächlichem Optimismus."

Dese Worte sprach Dr. Adolf Stamm am Gründungstag, dem 12. Oktober 1921 in Krailling. Es waren schlechte Zeiten damals, im Winter fehlte es an Heizmaterial und die Besucher der Vorträge mussten eigene Kohlen oder Briketts zur Erwärmung des Cafe Hacker in Krailling mitbringen. Durch die Inflation stieg der anfängliche Jahresbeitrag von 5 Mark auf 100.000 Mark mit dem Vorbehalt weiterer sogenannter Zubußen bei steigender Inflation.
 

Am Ende des Gründungsjahres waren es 62 Mitglieder, davon 32 aus Planegg, 22 aus Krailling und nur 8 aus Gräfelfing. Im Jahre 1938 kamen von den 129 Mitgliedern 58 aus Gräfelfing, 29 aus Planegg, 18 aus Krailling und die übrigen aus Gauting und Stockdorf. Daraufhin entschloss man sich, den Sitz der Gesellschaft nach Gräfelfing zu verlegen und ihr den kürzeren Namen Literarische Gesellschaft Gräfelfing zu geben.

In den ersten Jahren ihres Bestehens bestritten laut Satzung die Mitglieder selbst die Vorlesungen und Vorträge. Bald aber ging man dazu über, auch Kräfte von auswärts heranzuziehen. Damit war ein wichtiger Schritt für die Weiterentwicklung der Literarischen Gesellschaft getan. Ursprünglich wurden nur Themen aus Literatur, Kunst und Musik behandelt, später traten dann auch solche aus den Gebieten der Naturwissenschaften, Soziologie und zu Fragen der Weltanschauung immer mehr in den Vordergrund.

Von 1933 bis 1944 hatte Theodor Engelmann den Vorsitz inne. Dank seiner klugen Führung vermochte er dem politischen Druck jener Zeit zu widerstehen. So wahrte er  die geistige Unabhängigkeit der Gesellschaft. Man hatte mit der Zwangsmaßnahme gedroht, die LG der Reichsschrifttumskammer (NS-Kontrolle) unterzuordnen und damit einer strengen Kontrolle zu unterwerfen. Zitat von Theodor Engelmann:

»Es gelang mir tatsächlich, die LG als eine der wenigen literarischen Vereinigungen im Reich lebendig zu halten und in den kritischen Zeiten unser Vortragsprogramm durchzusetzen, ohne von unseren bisherigen Richtlinien abzugehen.«

Es wurde sogar erreicht - mit zwei oder drei unvermeidlichen Ausnahmen – daß bei mehr als 200 Vorträgen kein Thema nationalistischer Art behandelt wurde, so Engelann.

In den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg war es dann Geheimrat Professor Dr. Walter Götz, der die LG weiterführte. Im Jahre 1948 übernahm der Gräfelfinger Kinderarzt Dr. Frank Höfer die Führung. Unterstützt wurde er vomm Verlagsbuchhändler Werner Lehmann, beide mit besonders viel Schwung und Idealismus. Die Pflege der Musik wurde auf dern Initiative hin ein besonderes Anliegen der Nachkriegsjahre. Gleichzeitig entstand der Schauspielkreis. So hatte sich in Gräfelfing ein Kulturzentrum für das ganze Würmtal gebildet.

Seit dem Jahre 1959, nach dem frühen Tode von Dr. Frank Höfer, lag die Leitung in den Händen von Werner Lehmann bis zu seinem Tode im Jahre 1973. Der Musikkreis wie auch der Schauspielkreis lösten sich mangels aktiver Mitglieder wieder auf. Zum 50jährigen Jubiläum der LG 1971, die sich damals in erster Linie als Diskussionskreis für aktuelle Themen ihrer Zeit verstand, hatte man als neues Leitbild ein Wort von Karl Jaspers gewählt.

 

»Wir wollen miteinander reden. Wir wollen nicht nur unsere Meinung wiederholen, sondern hören, was der Andere denkt. Wir wollen nicht nur behaupten, sondern im Zusammenhang nachdenken, auf Gründe hören und bereit bleiben, auf neue Einsicht zu kommen.«

Im Jahre 1973 übernahm bis zum heutigen Tage Herr Wolfgang Pollner die Führung der Literarischen Gesellschaft Gräfelfing.

JUBILÄUM 2011

Altbundespräsident Gauck in Gauting,. beim Festakt

Seit über 90 Jahren ist „Die Literarische“ fester Bestandteil des Kulturlebens der Würmtal-Gemeinden im Münchner Südwesten. Sie wird 1921 als „Literarische Gesellschaft Planegg – Krailling – Gräfelfing“ gegründet. Die Initiative geht von Gymnasialdirektor Dr. Adolf Stamm aus. Ein eigenes Kulturangebot im Würmtal erspart den langen Weg zu Veranstaltungen nach München

Im Gründungsjahr können bereits 62 Mitglieder gewonnen werden – vorwiegend aus Gräfelfing. Bald benennt man die Gesellschaft dementsprechend um in „Literarische Gesellschaft Gräfelfing“. In den ersten Jahren halten die eigenen Mitglieder Vorträge zu Themen aus Literatur, Kunst und Musik. Bald aber beginnt man, externe Referenten zu gewinnen, und immer öfter kommen prominente Autoren ins Gräfelfinger Weiße Rößl, ins Waldheim oder Café Walz. In den zwanziger und dreißiger Jahren lesen zum Beispiel Waldemar BonselsKorfiz HolmOtto von Taube oder Werner Bergengruen aus ihren Werken.

Zwischen 1933 und 1944 leitete Theodor Engelmann die Literarische Gesellschaft. Er ist weltweit gereist und hatte viele internationale Kontakte. Es gelang ihm, die Zeit des Nationalsozialismus ohne große Zugeständnisse zu überbrücken. In über 200 Veranstaltungen ist laut seiner Aussage mit zwei oder drei unvermeidlichen Ausnahmen kein Thema nationalsozialistischer Art behandelt worden. Selbst Professor Kurt Huber kann dort in der Saison 1942/43 sprechen. Dieser gehört auch privat zum Freundeskreis des Vorsitzendes Engelmann, ebenso wie der koreanische Dichter Mirok Li, der 1919 aus dem von Japan besetzten Korea nach Bayern geflüchtet ist.

1946 können die Veranstaltungen unter Walter Goetz wieder aufgenommen werden. Nach Goetz übernehmen der Kinderarzt Dr. Frank Höfer und ab 1958 der Verleger Werner Lehmann die Leitung der Gesellschaft. Wichtige Schriftsteller wie Fedor Stepun, Eugen Roth, Ernst Heimeran, Carl Orff, Ernst Penzoldt, Paul Eipper, Leonhard Frank, Erich Kästner, Joachim Kaiser und Ilse Aichinger sind zu Gast in Gräfelfing.

1973 übernimmt der Buchhändler Wolfgang Pollner den Vorsitz, der seine Kontakte zur Literaturszene einsetzt. Viele Größen des Literaturbetriebs von Elias Canetti, Herbert Rosendorfer, Sarah Kirsch, Marieluise Fleißer, Monika Maron, Hermann Lenz bis Sten Nadolny und Herta Müller kommen nach Gräfelfing. 1980 gründet Pollner mit Sinda Dimroth den Kunstkreis der Literarischen Gesellschaft, der 1995 ein eigener Verein wird.  

Alter Vorstand der LITERARISCHEN
Aus dem Zuschauerraum

Dieter Dorn sowie Binette Schröder mit Sybil Gräfin Schönfeldt

(c) Literarische Gesellschaft Gräfelfing

Nach 36 Jahren löst Dr. Klaus Stadler, bis zum Ruhestand Sachbuch-Lektor beim Piper Verlag, 2009 Pollner als Vorsitzenden ab. Der fünfköpfige Vorstand arbeitet ehrenamtlich und organisiert bis zu 14 Abende pro Jahr, auch immer wieder literarisch-musikalische Veranstaltungen. Derzeit hat die Gesellschaft rund 420 Mitglieder. Sie wird seit vielen Jahren von der Gemeinde mit einem Zuschuss unterstützt und nützt das Bürgerhaus Gräfelfing als Veranstaltungsort. Zum 90-jährigen Jubiläum der „Literarischen“ (2011) lesen und sprechen neben anderen Hildegard Hamm-Brücher, Wolfgang Frühwald, Hans Maier, Harald Lesch, Martin Walser und Joachim Gauck. 2015 sind u.a. Lena Gorelik, Dieter Dorn und Michael Krüger zu Gast. Im darauffolgenden Dezember wird Sybil Gräfin Schönfeldt im siebten Jahr hintereinander wichtige Herbstbücher vorstellen.

Liste der Gründer als Wiederholung zur Vorseite, wiederholt dargestellt
Jubiläum anno 1961, mit Deckblatte
Alliierte Lizensierung, schjon dargestellt
50 Jahre LITERARISCHE, Holzschnitt für die Festschrift
90 Jahre LITERARISCHE

JUBILÄUM 2021

Bild des Vorstandes zum Zeitpunkt des 100 jährigen Jubiläums

Wolfgang Pollner (Ehrenvorsitzender) sowie die Vorstände Dieter Sommer und Dr. Klaus Stadler
Neue Schatzmeisterin ist Dr. Rita Hickel, Lenbachstr. 3 82166 Gräfelfing (verwaltung@literarische.de)

Presseschau der Literarischen ab 2014 bis 2021

September 2021                 Alle Presseartikel zum Herbstprogramm 2021

Mai 2021                 SZ - Bewerbungsartikel zum Tassilo-Kulturpreis 2021

September 2020                           MM: Heuer keine Veranstaltungen mehr

Januar 2020                           Presseartikel zum Frühjahrsprogramm 2020

September 2019                         Presseartikel zum Herbstprogramm 2019

Januar 2019                           Presseartikel zum Frühjahrsprogramm 2019

September 2018                 Pressemeldungen zum Herbstprogramm 2018

Januar 2018                           Presseartikel zum Frühjahrsprogramm 2018

September 2017                         Presseartikel zum Herbstprogramm 2017

Januar 2017                            Presseartikel zum Frühjahrsprogramm 2017

September 2016                         Presseartikel zum Herbstprogramm 2016

Januar 2016                            Presseartikel zum Frühjahrsprogramm 2016

September 2015                          Presseartikel zum Herbstprogramm 2015

Januar 2015                             Presseartikel zum Frühjahrsprogramm 2015

30. 12.14 - 08.01.15                Münchner Merkur über Theodor Engelmann,
                                                          unserem Vorsitzenden von 1933-1944

September 2014                           Presseartikel zum Herbstprogramm 2014

Januar.2014                            Presseartikel zum  Frühjahrsprogramm 2014

bottom of page